Gladiatoren – die übersehene Ordnung

verlängert bis 30.06.2006

Auf den ersten Blick erinnern sie an gewöhnliche Heuschrecken. Die anderthalb bis drei Zentimeter großen, braun bis grünlich gefärbten Insekten tragen lange vielgliedrige Antennen am Kopf. Doch anders als Heuschrecken können sie kaum springen. Zum Fliegen fehlen ihnen die Flügel und auch über den Boden krabbeln sie nur ganz selten, weshalb sie den üblichen Fallen der Insektenforscher lange Zeit entgangen sind. Die Entdeckung der »Gladiatoren« im Jahr 2002 war eine wissenschaftliche Sensation. Denn seit 1914 war dies das erste Mal, dass eine neue Insektenordnung beschrieben wurde. »Damit hatte niemand gerechnet«, sagt Dr. Reinhard Predel, Privatdozent am Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie und Tierphysiologie der Universität Jena. Seither wurden im südlichen Afrika mehr als 15 »Gladiatoren«-Arten gefunden.

Das Phyletische Museum präsentiert nun erstmals lebende Exemplare dieser neuen Insektenordnung außerhalb ihres Lebensraumes. Neben den Tieren selbst werden Schautafeln mit Informationen zu Lebensweise, Verbreitung und der Entdeckungsgeschichte der »Gladiatoren« ausgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist die besondere Kommunikation der Tiere. So kommunizieren die Tiere über Klopfzeichen, die sie mit ihrem Hinterleib auf den Boden erzeugen.

Die ausgestellten »Gladiatoren« hat Dr. Predel während einer fünf Wochen dauernden Forschungsreise in Namibia gefangen. Wichtigstes Utensil seiner ausgeklügelten Fangmethode: ein Baseball-Schläger. »Damit an der richtigen Stelle kräftig auf Büsche oder Sträucher klopfen und die Tiere purzeln aus ihren Verstecken in die bereitgestellte Schale unter dem Busch«, erklärt Predel schmunzelnd sein Vorgehen. Ein Teil der so gefangenen Tiere wird in der Ausstellung zu sehen sein. Darunter auch Exemplare einer bisher noch nicht beschriebenen neuen Art von »Gladiatoren«, die wissenschaftlich Mantophasmatodea heißen.

Ihren kämpferischen Namen verdanken die Tiere einer vagen Ähnlichkeit mit Russel Crowe als Gladiator in dem gleichnamigen Film. Für Dr. Predel haben die Tiere dagegen ein recht zierliches Aussehen. »Schon eher könnte man sie wegen ihrer wenig zimperlichen Art, Beutetiere zu fangen, als 'Kämpfer' bezeichnen«. Davon können sich auch die Besucher der Ausstellung im Phyletischen Museum überzeugen. Die »Gladiatoren« werden täglich gegen 11.00 Uhr gefüttert. Auf ihrem Speiseplan stehen vor allem Grillen und Fliegen.